Informationen zu sexueller Ausbeutung von Kindern
Sexuelle Ausbeutung von Kindern bezeichnet jegliche sexuelle Handlung an Minderjährigen (unter 18 Jahren) bei der es zu einer Form von Vergütung für das Kind oder an Dritte kommt.
Die Verantwortung für die Handlung trägt immer der Erwachsene – mit oder ohne vermeintliches Einverständnis des Kindes oder Jugendlichen. Es muss dabei nicht notwendigerweise zu einem physischen sexuellen Akt kommen. Auch wenn Kinder und Jugendliche bei sexuellen Handlungen zusehen müssen oder an sich selbst vollziehen müssen, ist dies sexualisierte Gewalt. Diese Gewaltform ist vielen Menschen unter der Begrifflichkeit ‚Sexueller Missbrauch von Kindern‘ bekannt.
Aber sexualisierte Gewalt kann auch Ausbeutungsdimensionen beinhalten: Der wesentliche Unterschied zu sexuellem Missbrauch von Kindern besteht bei der Ausbeutung in einer Form von Vergütung für das Kind oder an Dritte. Dies kann Geld sein, Wertgegenstände, Transportmöglichkeiten oder sogar Naturalien. Die Ausbeutung kann im Zusammenhang mit kriminellen Netzwerken, bspw. in Menschenhandelsstrukturen, erfolgen. Kinder werden auch zur Prostitution gezwungen, sie werden genötigt vor einer Kamera oder Webcam sexuelle Handlungen zu vollziehen oder Darstellungen von dem Missbrauch werden in Form von Videos oder Bildern im Internet verbreitet. Sexuelle Ausbeutung von Kindern erfolgt auch im Zusammenhang mit Reisen und Tourismus. Dabei wird die touristische Infrastruktur des jeweiligen Landes ausgenutzt, um Zugang zu Kindern und Jugendlichen zu erlangen und diese dann sexuell auszubeuten.
Täter*innen können männlich und weiblich, jung oder alt, gut aussehend oder schlecht aussehend, wohlhabend oder arm, homosexuell oder heterosexuell sein. Ein typisches Täter*innen-Profil gibt es nicht. Täter*innen nutzen ihre Macht-und Autoritätsposition aus um auf Kosten des Kindes ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Im Kontext von Reisen können auch Geschäftsreisende, Freiwillige, Pauschalreisende, Individualreisende oder Wanderarbeiter*innen zu Täter*innen werden. Gerade die Anonymität im Ausland, kulturelle Unterschiede, ein Überlegensheitsgefühl oder der relativ höhere ökonomische Status tragen dazu bei, das Täterinnen und Täter reisen und dort Kinder und Jugendliche ausbeuten.
Im Zusammenhang mit Reisen und Tourismus sind Täterinnen und Täter oft Personen, die eine Gelegenheit ausnutzen Kinder sexuell auszubeuten, ohne dass sie mit der Intention dies zu tun ins Ausland reisen. Es finden aber auch Kontaktanbahnungen vorab zu Kindern über das Internet statt, bevor Täter*innen dann zu einem persönlichen Treffen an den Aufenthaltsort des Kindes oder der Jugendlichen reisen.
Sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen findet weltweit statt – in Asien, Lateinamerika, den USA, Afrika, Europa und auch Deutschland. Täterinnen und Täter reisen innerhalb eines Landes, in ein angrenzendes Land oder ein weit entferntes Land. Es ist deshalb so wichtig Verdachtsfälle von sexueller Ausbeutung zu melden, egal wo eine Situation beobachtet wird.
Die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen ist weltweit eine Straftat. Deutsche Staatsbürger*innen, die im Ausland Kinder sexuell missbrauchen und ausbeuten, können in Deutschland strafrechtlich belangt werden. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind in §§ 174 – 184f im Strafgesetzbuch festgeschrieben.
Besonders betroffen sein können Kinder und Jugendliche, die in schwierigen und ökonomisch schwachen Verhältnissen leben und dadurch verletzlich sind. Dies können Kinder sein, die in Armut oder auf der Straße leben, keinen Zugang zu Bildung haben, zu Hause missbraucht werden, oder sich in einer schwierigen Lebenslage befinden. Aber auch Kinder und Jugendliche aus der Mittel-und Oberschicht können von sexueller Ausbeutung betroffen sein, wie bspw. durch die Loverboy-Strategie. Dabei täuscht ein Mann oder Junge meist einem Mädchen eine Liebesbeziehung vor. Das Mädchen wird durch emotionale Manipulation und soziale Isolation gezielt abhängig gemacht und zur Prostitution gezwungen, oft unter Anwendung von Gewalt.
Betroffene sexueller Ausbeutung leiden meist unter lebenslangen Folgen der erlebten emotionalen, physischen und psychischen Gewalt. Gefahren für Kinder und Jugendliche bestehen darüber hinaus bspw. darin an HIV zu erkranken, ungewollt schwanger zu werden, an Depressionen oder einem schweren Trauma zu leiden. Auch soziale Ausgrenzung und Stigmatisierungen wirken sich meist auf das gesamte Leben von Betroffenen aus.